Trends, UX Design

Warum AR-Brillen die Zukunft sind

Bye bye Smartphone. AR-Brillen werden schon bald unseren Alltag verändern.

Ich bin Smartphone-müde. Während der Corona-Pandemie schaue ich alle zwei Stunden auf mein Smartphone und die restliche Zeit auf Desktop-Screens oder mein Tablet. Ich möchte wieder raus auf die Straße, in die Natur, reisen, etwas erlauben und vor allem: etwas mit eigenen Augen sehen. Ich möchte nicht mehr nur auf Displays starren.

Aber auf die Funktionen meines Smartphones verzichten möchte ich auch nicht. Das zeigt einen grundlegenden Konflikt auf, in dem wir uns gerade befinden: Das Smartphone bietet etwas, das wir brauchen, das nützlich ist und uns weiterbringt. Die Art und Weise, wie es diesen Wert in unser Leben bringt, passt aber nicht wirklich zu unserem Leben. Vielmehr haben wir unser Leben an das Smartphone angepasst, indem es für uns zur Normalität geworden ist, auf ein Display in unserer Hand zu starren. Ein Display, das uns anhand der Blickrichtung von anderen trennt, das uns unsere Umgebung nur noch eingeschränkt wahrnehmen lässt und das dafür sorgt, dass wir nur noch eine Hand frei haben.

Die Zeit ist also reif, den Nutzen von digitalen Systemen besser an uns und unser Leben anzupassen. Die digitale Welt besser in die analoge Welt zu integrieren. Genau das ist der Grundgedanke von Augmented Reality, die virtuelle Objekte in die reale Umgebung einblendet. Und genau das ist der Grund, warum ich in AR-Brillen die Zukunft sehe. Das Next Big Thing nach dem Smartphone sozusagen.

Kurzer AR-Brillen-Rückblick

Dabei haben es AR-Brillen in den letzten Jahren alles andere als leicht gehabt. Der Startschuss der AR-Brillen mit Google Glass um 2014 herum verlief zunächst hoffnungsvoll, aber dann kam schnell die Enttäuschung. Die Brille ließ sich nicht wirklich gut in den Alltag integrieren, es gab zahlreiche Bedenken bezüglich Datenschutz und die Bedienung per Sprachsteuerung wirkte kauzig in der Öffentlichkeit. Und wirklich schick sah die Brille auch nicht aus. Trotzdem war der Vorstoß von Google mutig und wegweisend.

2016 folgte dann die Microsoft HoloLens, aus meiner Sicht ein weiterer Meilenstein in der AR-Geschichte. Die HoloLens funktioniert primär über Gestensteuerung. Konzipiert wurde sie für Privatpersonen, mittlerweile hat sie sich aber auf andere Anwendungsbereiche spezialisiert: Bildung, Medizin und Fertigung. Diese Ausrichtung auf Unternehmen ist nicht überraschend, denn sowohl der hohe Preis als auch das recht sperrige Design machen die HoloLens noch nicht uneingeschränkt massentauglich. Hier gibt es mehr Informationen und ein wunderbares Videos über die HoloLens: https://www.microsoft.com/de-de/hololens/hardware#

Mein persönlicher Hoffnungsträger in diesem Bereich ist momentan Apple. Es steht seit längerem im Raum, dass Apple an einer AR-Brille arbeitet. Es ist scheinbar nur noch eine Frage der Zeit, wann der Vorhang fällt – vielleicht noch dieses Jahr oder 2022? Ich persönlich traue es Apple in jedem Fall zu, erstmals eine optisch ansprechende alltagstaugliche AR-Brille zu entwickeln und bin sehr gespannt auf das Ergebnis.

Neue Möglichkeiten durch AR

AR-Brillen erlauben es, sich vollkommen frei durch die Welt zu bewegen. Kein Display mehr vor der Nase, das die Sicht einschränkt, die Haltung verändert oder die gesamte Aufmerksamkeit absorbiert. Dabei könnten AR-Brillen nicht nur bereits existierende Smartphone-Funktionen übernehmen, sondern auch eine Vielzahl völlig neuer Möglichkeiten eröffnen.

Zum einen wird Audio als Medium gerade immer beliebter. Warum also nicht mit der AR-Brille statt Text-Nachrichten mehr Sprachnachrichten verschicken und sich News vorlesen lassen? Und damit größtenteils die Augen entlasten, die in den letzten Jahren stark beansprucht wurden. Oder statt das Smartphone als Navigationsgerät zu verwenden, sich den Weg direkt auf der Straße anzeigen lassen? Gerne auch direkt mit Empfehlungen für passende Restaurants oder Informationen zu bestimmten Sehenswürdigkeiten. Oder Kochrezepte anzeigen, Pokemon Go mit AR-Brille spielen, beim Aufbau des neuen Billy-Regals helfen … Die Anzahl der Möglichkeiten ist riesig.

Aber das wären eher noch die klassischeren Anwendungsfelder. AR-Brillen könnten sich z. B. auch untereinander synchronisieren, sodass man zusammen mit Freunden das gleiche sieht, die gleichen Erlebnisse teilt. So könnte man sich z.B. zusammen Fotos und Videos anschauen, auch in größeren Gruppen.

AR-Brillen könnten auch in einem bestimmten Kontext und für bestimmte Gruppen Elemente in die Umgebung einblenden (z. B. auf einem bestimmten Platz in einer Stadt). Und auf diese Weise z. B. das klassische Feuerwerk ersetzen oder das Bühnenbild eines Theaterstücks mit virtuellen Objekten ergänzen (wie im Video der HoloLens angedeutet). Hier gibt es viele neue Möglichkeiten, kreative Anwendungen zu schaffen.

Anforderungen

Damit eine AR-Brille in Zukunft massentauglich wird, sollte sie einige Anforderungen erfüllen. Hier kommt meine persönliche Wunschliste:

  • Ein gutes Interaktionskonzept (z.B. primär über Gestensteuerung, evtl. auch durch einen ergänzenden Ring oder Handschuh)
  • Hervorragender Datenschutz
  • Ein schickes, individualisierbares Design
  • Für Brillenträger geeignete Gläser
  • Eine große Sicherheit, sodass keine Verletzungsgefahr am Kopf besteht (z.B. durch brennende Akkus)
  • Ein langlebiger Akku
  • Ein moderater Preis
  • Eine Möglichkeit, die Brille schnell auszuschalten
  • … und natürlich eine gute Integration von AR

Die VR-Brille sollte sich dabei eher im Hintergrund halten und nur bei Nachfrage aktiv werden, um eine Reizüberflutung zu verhindern. Wie ein persönlicher Assistent.

Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, dass AR-Brillen das Smartphone ablösen (oder zumindest fundamental ergänzen) werden. Ich freue mich sehr auf diese Entwicklung und bin mir sicher: AR-Brillen werden die Integration von Technik in unser Leben einfacher und natürlicher machen. Und auch das wird wieder neue Herausforderungen mit sich bringen.

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