Analysieren, konzipieren und Innovationen vorantreiben – der Beruf des User Experience (UX) Designers zeichnet sich durch seine Vielfältigkeit aus. Das macht ihn aus meiner Sicht zu einem der kreativsten und spannendsten Berufe in der Digital-Branche.
Als User Experience Designer hat man die Chance, digitale Innovationen und Entwicklungen maßgeblich mitzugestalten. Denn ein UX Designer entscheidet, was ein technisches System können soll und wie es gegenüber dem Nutzer präsentiert wird. Dabei kann es sich z. B. um Websites, Apps, Maschinen, Autos oder Roboter handeln – je nach Branche, Unternehmen und Produktpalette.
Bei allen Entscheidungen des UX Designers steht der Nutzer im Mittelpunkt. Denn der UX Designer sorgt in erster Linie dafür, dass das System gut zu bedienen ist (Usability) und ein positives Nutzererlebnis (User Experience) entsteht. Dementsprechend sollte ein UX Designer auch immer aktuelle Trends und technische Entwicklungen im Blick haben.
Wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, erkläre ich es meist in der Kurzfassung wie folgt: Alles, mit dem der Nutzer interagiert, ist meine Baustelle. Man spricht hier vom User Interface. Ich entwickle ein Konzept für das User Interface, mit dem die Nutzer bestmöglich ihre Ziele erreichen können. Der Designer sorgt dann dafür, dass es schön aussieht. Und der Entwickler setzt mein Konzept aus technischer Sicht um. Vereinfacht gesagt.
In der Realität ist es etwas komplizierter. Die Aufgaben eines User Experience (UX) Designers sind vielfältig und variieren je nach Position und Unternehmen. Der Titel „UX Designer“ beschreibt im Grunde erst einmal die eierlegende Wollmilchsau. Er kann bedeuten, dass sich ein UX Designer gleichzeitig mit den Themenbereichen User Research, Anforderungsanalyse, Konzeption und Design beschäftigt oder sich in einem oder mehreren Bereichen spezialisiert. Nicht selten findet man dann auch Berufsbezeichnungen, die den jeweiligen Schwerpunkt hervorheben.
1. User Research
Am Anfang jeden Projekts steht die Frage nach den Wünschen und Bedürfnissen der Nutzer. Wer ist die Zielgruppe des Systems? Mit welchen Funktionen kann man die Nutzer glücklich machen oder ihnen das Leben erleichtern? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, betreibt der UX Designer Nutzerforschung. Dafür tritt er in Kontakt mit den Nutzern, das heißt er führt z. B. Interviews durch, organisiert Diskussionsgruppen mit Nutzern oder setzt eine Online-Umfrage auf. Es können auch Analysen aus Expertensicht oder Web Analytics Daten über das aktuelle Nutzerverhalten miteinbezogen werden.
Im Verlauf eines Projekts testet der UX Designer erste Prototypen des Systems z. B. auf Akzeptanz der Nutzer oder hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit (Usability).
Zahlen, Daten, Fakten – beim Thema Nutzerforschung sollte ein UX Designer Spaß am Umgang mit Menschen und Statistiken haben und viel Offenheit und Neugier mitbringen.
Berufsbezeichnungen: UX Researcher, User Researcher, Usability Engineer
2. Anforderungsanalyse
Aus den gewonnen Erkenntnissen der Nutzerforschung und den Wünschen verschiedener Stakeholder leitet der UX Designer Anforderungen an das System aus Nutzersicht ab. Welche Funktionen sollte das System anbieten? Wie soll sich die Interaktion mit dem System aus Nutzersicht anfühlen? Die Anforderungen müssen in der Regel mit dem eigenen Entwicklungsteam und den Stakeholdern abgestimmt werden, sodass alle die gleichen Erwartungen haben.
Bei der Anforderungsanalyse werden vor allem die analytische Fähigkeiten eines UX Designers gefordert. Eine der größten Herausforderungen in dieser Phase ist es, die Anforderungen so abstrakt zu formulieren, dass noch keine Designentscheidungen vorweg genommen werden, und gleichzeitig so exakt, dass die Erfüllung der Anforderungen im Nachhinein gemessen werden kann.
Berufsbezeichnungen: (User) Requirements Engineer
3. Konzeption
Die Konzeption ist die kreativste Aufgabe eines UX Designers. Unter Berücksichtigung der Anforderungen an das System geht es hier meist zunächst in die kreative Ideenfindung – es werden ähnliche Systeme und Lösungsansätze betrachtet, erste Ideen skizziert und wieder verworfen und Prototypen erstellt. Je nach Fortschritt eines Projekts kann es sich bei einem Prototyp um Zeichnungen oder einen bereits sehr ausgereiften, klickbaren Prototyp handeln, der sich vom finalen System kaum mehr unterscheidet. Das Ziel in dieser Phase sollte es immer sein, es dem Nutzer so einfach wie möglich zu machen.
Eine entscheidende Rolle spielt es, das Konzept auf verständliche Art und Weise anderen zu vermitteln (z. B. dem eigenen Team) und zu dokumentieren.
Neben analytischen, kreativen und kommunikativen Fähigkeiten sollten UX Designer auch das Handwerk der Erstellung von Prototypen beherrschen. Hier gibt es verschiedene Tools zur Umsetzung wie Axure, Sketch oder InVision, die UX Designer bei der Entwicklung von Prototypen unterstützen.
Berufsbezeichnungen: Information Architect, (UX) Konzepter
4. Design
Es gibt UX Designer, die einen Design-Hintergrund haben, und sich zusätzlich um die Gestaltung des User Interface kümmern. Zur Gestaltung zählen z. B. die Farben, Formen und die Typographie des Systems. Diese Design-Regeln werden meist in einem Styleguide festgehalten oder der UX Designer richtet sich nach einem bereits vorhandenen Styleguide.
Ein UX Designer mit Schwerpunkt Design sollte ein gutes Gespür für Ästhetik und Wissen rund um das Design-Handwerk (z. B. Nutzung der Adobe Creative Cloud oder Sketch) mitbringen.
Berufsbezeichnungen: UX/UI Designer, User Interface Designer
Wo genau der Schwerpunkt liegt, geht oft aus Stellenbeschreibungen mit dem Titel „UX Designer“ nicht eindeutig hervor. Während sich UX Designer in kleineren Unternehmen oft mit allen vier Aufgabenbereichen auf einmal befassen, gibt es in größeren Unternehmen oft mehr Arbeitsteilung und Spezialisierung.
Egal in welchem der vier Aufgabenbereiche der Schwerpunkt eines UX Designers liegt, überall spielt interdisziplinäre Teamarbeit mit Designern, Entwicklern und Projektmanagern eine wichtige Rolle. Aber der UX Designer nimmt nicht nur eine Vermittler-Rolle im eigenen Team ein, sondern präsentiert seine Konzepte auch regelmäßig den beteiligten Stakeholdern.
Einen sehr interessanten Bericht, in dem u.a. die Aufgabenbereiche von UX Professionals beschrieben werden, veröffentlicht der Berufsverband German UPA jedes Jahr: https://www.germanupa.de/wissen/branchenreport
Letzten Endes muss man mit einer Tatsache leben als UX Designer: Für viele bleibt es ein Mysterium, was ein UX Designer eigentlich wirklich macht. Oft verstehen Freunde und Familie, dass man „irgendwas mit IT“ macht oder Webdesigner ist. In diesem Fall darf dieser Artikel gerne weitergeleitet werden. 😉